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Gutshaus (Herrenhaus, Schloss) Passow

Ein durch die Eiszeit entstandener vielschichtiger Siedlungsraum mit Wäldern, Wasser und Seen, wie zahlreiche Funde aus der Jungsteinzeit, Bronzezeit und des frühen Mittelalters belegen, bot schon früh die Voraussetzungen für erste Besiedlungen.




Wendische Hügel-Motten, germanische Burgwallanlagen und slawische Siedlungsformen nach der Völkerwanderung im 4. Jahrhundert bilden die Ursprünge der Besiedlung der Passower Umgebung, erstmalig 1324 als Parsowe im Mecklenburgischen Fürstlichen Urkundenbuch erwähnt. Aus Parsowe wurde in der Verkaufsurkunde von 1525 des Carsten Passow das heutige Passow, auch wenn die Carte von dem Adel. Guthe Passau von 1758 einen abgewandelten Namen trägt.

1797 erwarb Ulrich Phillip von Behr Negendank mehrere Güter in Mecklenburg und ließ in Passow ein neues eingeschossiges Gutshaus am heutigen Standort errichten und schaffte die Voraussetzungen für die umfangreichen Aufgaben eines typischen selbstversorgenden Landgutes mit eigener Ziegelei am Passower See, Schmiede, Stellmacherei, Mühle am Mühlenbach und zahlreichen Hofanlagen. Passow wäre so auch heute noch ein beschauliches Gutsdorf, wenn nicht sein Sohn August Gustav Hortarius von Behr Negendank, aus dem ländlichen Ritterstand kommend, sich ab 1838 in besonderer Weise um die Heirat mit Prinzessin Marie aus dem herzoglichen Hause Mecklenburg beworben hätte. Die hohen Standesunterschiede verlangten natürlich eine Aufwertung des Gutes Passow und so errichtete August Gustav Hortarius von Behr Negendank das heutige Schloss Passow nach dem Vorbild der vom italienischen Architekten Palladio geschaffenen Kunstrichtung des Palladianismus, im Stile der Wiederentdeckung römischer Villen, die in England seine berühmten Beispiele in der Architektur des bekannten Architekten Inigo Jones 1573-1652 hatte und in ganz Norddeutschland bis heute einmalig blieb.

Das aufgestockte Gutshaus empfängt den Gast hinter dem als Oval gestalteten großen offenen Vorplatz mit den einladenden viertelkreisförmigen geschwungenen Schlossflügeln. Die "römische Villa", empfängt den Gast mit kunstvoll ausgemalten Loggien mit dorischen und ionischen Säulenpaaren auf zwei Ebenen. Der Eintritt in die Eingangshalle mit umlaufender Rotunde im Obergeschoss mit kunstvoll ausgemalter Kuppel gewährt schließlich den Blick himmelwärts durch die Glaskuppel in das unendliche Blau.

Die zeitgleichen erneuten Ausgrabungen in Pompeji führten nicht nur Goethe wiederholt nach Italien, wo er den Palladianismus als … die schöne Harmonie ihrer Dimensionen … erlebte, sondern auch zur einmaligen Ausmalung der Wände in Passow im Obergeschoss nach Vorlagen aus der Villa Vettier in Pompeji und zu allegorischen Motiven der Tier- und Pflanzenwelt der verschiedenen pompejanischen Epochen in der Kuppel des Passower Gutshauses durch den bekannten Künstler Guiseppe Anselmo Luigi Pellicia. Ein Kleinod deutscher Kulturgeschichte entstand. Die Fußböden und Kamine des neuen Gutshauses wurden großzügig mit Marmor aus Carrara ausgestattet, der während des Winters 1842/43 mit drei Pferdegespannen aus Italien herbeigeholt wurde. Die Fußböden wurden teilweise aus hellem und schwarzem Ebenholz gefertigt; Wandmalereien und Stuck verzierten die Gesellschaftsräume. Hieraus hat man auch heute noch einen einmaligen Blick nach Süden durch den englischen Landschaftspark auf den mit leichten Anhöhen durch Buchenwälder eingerahmten sauberen und klaren Passower See.

So wurde das aufgestockte neue Gutshaus mit seinem herrschaftlichen, fürstlichen Ambiente ein kleines prächtiges Schlösschen, zu Ehren der umworbenen Prinzessin, die auch mit Gefolge in Passow zunächst eintraf, aber durch großherzogliche Entscheidung wieder zurück nach Schwerin beordert wurde, da die Verbindung nicht standesgemäß war und zudem die Ritterschaft - zu der Passow gehörte - und die Stände den herzoglichen Reformen nicht zugestimmt hatten. Ein Lebenstraum wurde so für den Erbauer leider nicht verwirklicht - aber ein kleines Traumschlösschen mit wunderbarem Ambiente blieb der Nachwelt erhalten. Die vielen Hochzeiten im Hotel Schloss Passow setzen diesen Traum fort und krönen im Nachhinein das Werk des Erbauers.

Der letzte des Geschlechts - Heino von Behr Negendank - wurde 1932 auf dem Friedhof von Passow mit der Kirche von 1868 in einem denkmalsgeschützten Grab beigesetzt.

Anschließend kam der gesamte Besitz an die Familie Franz Beese,die den wirtschaftlichen Aufschwung bis 1945 fortführte, dann aber fliehen musste. Nachdem bereits der alte Treppenaufgang wegen eines dortigen Tresors erheblich beschädigt worden war, wurde der angeordnete Abriss des Gutshauses wurde durch den russischen Leutnant Wassiljew der Kommandantur Parchim verhindert, der den kunsthistorischen Wert des Hauses erkannte. Das Gutshaus war zunächst mit Vertriebenen aus den deutschen Ostgebieten belegt. Danach diente es unterschiedlichen Zwecken; wie z.Bsp. Maschinen-Ausleih-Station, Kulturhaus mit Saal & Bühne, Dorfbibliothek, Unterrichtsraum, Kindergarten und zuletzt als Gemeindebüro.

Im Jahr 1997 erwarb der Projektentwickler Dr. Heinz-Jürgen Beuter das Kleinod palladianistischer Architektur von der Gemeinde für seine Ehefrau Antje Beuter und ließ den Gutsbereich mit beträchtlichem Aufwand und umfangreicher Instandsetzung zu einem kleinen Schlosshotel ausbauen, das weitere Restaurierungen in den künstlerischen und malerischen Ausprägungen in Abstimmung mit der Denkmalspflege erfährt.

Dr. Beuter, Oktober 2007

Lit.: Gustav Bergter, Parsowe-Passow 1324-1999, Passow 1999

Seit Dezember 2015 ist das Schlosshotel geschlossen.

Passow ist Bestandteil des Wochenkalenders 2010


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