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Udars im Kalender 2022

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Buch "Gutshäuser und Schlösser auf Rügen"

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Wir stellen im Band 1 auf 152 Seiten 50 Güter mit kurzen Texten sowie 203 historischen und aktuellen Fotografien vor.

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Buch Rügen 1


Gutshauskarte Rügen

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Auf der Karte finden Sie 170 Standorte von Gutshäusern, Herrenhäusern und Schlössern auf Rügen.

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Gutshaus Udars

Der Ortsname kommt aus dem slawischen "Udarzici" und bedeutet "Leute des Udarg". Die ersten Besitzer waren ab 1314 die Herren von Pentz, zuletzt Woter von Pentz bis 1408. Raven von Barnekow kaufte 1408 das Gut und verkaufte es 1413 an das Kloster Hiddensee. 1536 gelangten alle Besitzungen des Klosters an die Herzöge von Pommern.




Udars zeigen wir im Kalender 2022

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Text Cordula Schultz, Eutin:

1624 verschrieb Herzog Philipp Julius von Pommern-Wolgast den Ort seiner Gattin Agnes von Brandenburg (1584-1629) als Witwensitz und vereinigte die bis dahin bestehenden 3 Bauernhöfe (Lehsten, Poggenhof, Libnitz) zu einem Gutsdorf, das nach dem Vornamen seiner Gattin den Namen „Agnesenhof“ (auch „Agnisenhof“ oder „Agnetenhof“) erhielt. Herzogin Agnes kam jedoch nicht mehr lange in den Genuss dieses Leibgedinges, da sie schon 1629, vier Jahre nach dem Tod ihres Mannes, kinderlos verstarb.

Das Gut fiel jetzt an Herzog Bogislaw XIV. von Pommern-Stettin, den Neffen ihres 1625 verstorbenen Mannes. Herzog Bogislaw XIV. schenkte 1629 den Agnesenhof seiner Schwester Anna, einer verwitweten Herzogin von Croy-Areschott. Sie blieb bis 1647 im Besitz des Gutes und entschloss sich dann, dieses ihrem einzigen Sohn Ernst Bogislaw von Croy-Vistingen zu übertragen.

Ernst Bogislaw von Croy-Vistingen verkaufte am 5.3.1657 das Allodialgut an den Weinhändler, Ratsherrn und schwedischen Faktor Berendt von Wolffradt (1600-1660) aus Stralsund. Um 1660 erfolgte in großen Teilen der Neubau des Herrenhauses, der über einem wesentlich älteren Gebäude errichtet wurde. Aus dem Ursprung stammt ein gotischer Kreuzgewölbekeller unter der Südseite des Hauses. Erhalten aus dem Umbau von 1660 sind das schlichte Treppenhaus mit barocken Brettbalustern, der Dienstbotenaufgang, die barocke Eingangstür (teilweise nachträglich verkleidet), einige Innentüren und Fenster, zwei offene Kamine im großen Saal im ersten Obergeschoss, teilweise schlichte Stuckleisten in den alten Räumen und spärliche Reste von textilen Wandbespannungen. Im Erdgeschoss-Seitenflur am südlichen Eingang wurde ein offener Rauchfang freigelegt, der aus der Zeit vor 1660 stammt.

Da Berendt von Wolffradt 1660 verstarb, hat wahrscheinlich sein ältester Sohn Hermann von Wolffradt (1629-1684), schwedischer Kanzler und Gutsbesitzer von Lüssow im jetzigen Kreis Vorpommern-Greifswald, die Bauarbeiten vollendet. Bernhard von Wolffradt (1643-1693), ein weiterer Sohn von Berendt, erbte 1660 von seinem Vater das Gut Udars. Da er zur Zeit des Erbfalles noch minderjährig war, verwalteten seine Mutter und sein älterer Bruder Hermann das Gut. Bernhard war zweimal verheiratet und lebte von 1671 bis zu seinem Tod auf dem Gut. Dort wurden ihm zwölf Kinder geboren.

Nach Bernhards Tod 1693 erbte sein Sohn Behrendt Christoph (1671-1742) das Gut Udars. Ihm war aber mehr an der der Familie von Wolffradt ebenfalls gehörenden Insel Hiddensee gelegen, er tauschte daher Udars gegen die von seinem Halbbruder Hermann Alexander von Wolffradt (1689-1745) geerbte Insel Hiddensee ein. Hermann Alexander war Jurist und wurde im Alter von nur 22 Jahren Landvogt und Amtshauptmann von Rügen.

1726 hat es ein Feuer auf Udars gegeben, bei dem die Hofgebäude eingeäschert wurden, das Gutshaus aber relativ unversehrt blieb. Hermann Alexander hat die Gebäude wieder aufgebaut, was ihn offenbar finanziell überfordert hat. Er hat sich verschuldet und musste das Gut Udars seinen Gläubigern ca. 1734 als Pfand überlassen. Schließlich wurde das Gut ca. 1741 nach 84 Jahren im Rahmen eines gegen ihn eröffneten Konkursverfahren versteigert.

Den Zuschlag bei der Versteigerung erhielt Carl Bogislaus von Usedom aus Kartzitz, der seit 1734 im Pfandbesitz von Udars war. Er wohnte ab etwa 1742 auf Udars, nachdem er das Gutshaus Instand setzen und modernisieren lassen hatte. Er ist 1791 dort nach dem Verlust von drei Ehefrauen und aller seiner Söhne verstorben und vererbte das Gut mit Genehmigung des schwedischen Königs seinem Enkel Karl Christoph Ernst von Usedom. Dieser wurde 1838 beerbt von seinem Sohn Karl Georg Ludwig Guido von Usedom, der 1862 durch Kaiser Wilhelm I. von Preußen in den Grafenstand erhoben wurde. Georg Ludwig Guido verpachtete Udars an eine Familie Kracht, überließ 1879 das Gut seiner Tochter Hildegard Charlotte von Usedom und starb 1884 in San Remo in Italien.

Hildegard Charlotte von Usedom hielt sich überwiegend am Hof des romantischen Königs Ludwig II. von Bayern, in Wien und in Berlin (in Berlin war sie Gesangslehrerin) auf. 1866 wurde sie ebenfalls durch Kaiser Wilhelm I. von Preußen in den Grafenstand erhoben. Sie blieb unverheiratet und starb am 22.10.1925 in Wien. Durch eine aufwendige Lebensweise war sie gezwungen, die vom Vater geerbten Güter nach und nach zu verkaufen (so auch Kartzitz 1898). Udars hatte sie bis zum Verkauf weiterhin an die Familie Kracht verpachtet. Dann hat sie das Gut, zu dem auch Seehof und Lehsten gehörten, an die Stralsunder Kaufmannsfamilie Beug verkauft. Ihr unglücklicher Geist soll im Gutshaus Udars noch immer umhergehen.

Jacob Carl August Beug verpachtete Udars mit Seehof und Lehsten weiterhin und vererbte das Gut 1906 seinen Kindern, dem Kaufmann in Stralsund Carl August Beug (1854-1935) und Emma Beug (1852-1925). Die letzte umfassende Sanierung erfolgte durch die Geschwister im Jahr 1906. Dabei erhielt das Gutshaus vermutlich erstmalig das dreiachsige Frontispiz mit Dreiecksgiebel. Die Geschwister verkauften das Gut ca. 1920 an Fritz Kroos. Er errichtete Arbeiterwohnhäuser an der Ortseinfahrt. Aber schon 1926 verkaufte er das Gut an Karl Gustav Julius von Schultz (1880-1946) auf Granskevitz. Sein Interesse an Udars ist einleuchtend, denn Udars und Granskevitz grenzten aneinander.

1936 wurde auf Grundlage des „Erbhofgesetzes“ das Dorf Udars aufgesiedelt und an landlose Bauern vergeben. Von Schultz behielt aber das Herrenhaus als Sitz der Granskevitzer Saatzuchtstation „Norddeutsche Saatzuchtgesellschaft KG von Schultz-Granskevitz“, das Inspektorat und eine kleinere Fläche nebst Gutspark und einer westlich hiervon gelegenen Gartenparzelle. Er ließ seine Arbeiter in dem Gutshaus Udars wohnen und richtete einen Anzuchtgarten für seinen Saatzuchtbetrieb ein. 1945 wurde er enteignet, von der Sowjetischen Militäradministration verschleppt und am 6. Februar 1946 nach einem Urteil des russischen Militärgerichtes hingerichtet (siehe unter Granskevitz).

Nutzung ab 1945:

  1. Im Krieg und kurz nach dem Krieg Nutzung als Lazarett für die rote Armee
  2. Nutzung als Flüchtlingsunterkunft
  3. Anfang der 50er Jahre wurde das Herrenhaus als Teil der „Vereinigung volkseigener Güter, Schwerin“ als Lehrlingswohnheim genutzt. Danach war es Mitarbeiterwohnhaus für das Volkseigene Gut Tierproduktion Granskevitz, der letzte Direktor war Eckard Daberkow.
  4. 1996 kaufte Matthias Graf von Krockow (Bankier) das Herrenhaus und den kleinen Park, die letzten Mieter zogen aus. Die von dem Grafen geplante Sanierung des Hauses blieb aber in den Anfängen stecken.
  5. 1997 erfolgte die Übernahme des leerstehenden Gebäudes durch einen neuen Besitzer. Es war eine Nutzung als "Kunstschloss" nach geplanter Renovierung vorgesehen.
  6. Später sollte Udars Außenstelle des pommerschen Landesmuseums Greifswald für Wechselausstellungen werden, auch ein Schmetterlingspark war geplant. Die Pläne scheiterten an versagten behördlichen Genehmigungen für Umbau respektive Neubau und Nutzungsänderung.
  7. 2004 kaufte eine Familie aus Kempten das Gutshaus und verkaufte es 2012 wieder.
  8. 2012 kaufte der norwegische Architekt Lars Hvinden-Haug das Gutshaus und hat angefangen es zu renovieren.

Im Herbst 2018 ist das alte Gutshaus wie Phoenix aus der Asche auferstanden und hat eine schöne neue Gestalt bekommen. Die Renovierungsarbeiten sind auch 2021 noch in vollem Gange. Es gibt noch viel zu tun. Schön, dass dieses über 360 Jahre alte Haus unter Einbeziehung der historischen Bausubstanz und -elemente nun wieder zu neuem Leben erweckt wurde.

Auch der Geist der Gräfin von Usedom wird dort im Kreise seiner Ahnen wieder Ruhe finden.

Die Gutsanlage ist von einem teilweise erhaltenen Wall mit Außengraben und einem verwilderten Waldpark, der um 1800 angelegt wurde, umgeben.

Die Besitzer von Udars bis 1945:

1314-1408

Die Herren von Pentz, zuletzt Woter von Pentz

1408-1413

Raven von Barnekow

1412-1536

Das Kloster Hiddensee

1536-1629

Die Herzöge von Pommern

1629-1647

Anna Herzogin von Croy-Areschott (1590 Barth-1660 Stolp, Pommern)

1647-1657

Ernst Bogislaw von Croy-Finstingen (1620 Finstingen, Frankreich-1684 Königsberg)

1657-1660

Berendt von Wolffradt (1600 Stralsund-1660 Stralsund)

1660-1693

Bernhard von Wolffradt (1643 Stralsund-1693 Udars)

1693-ca. 1741

Hermann Alexander von Wolffradt (1689 Udars-1745 Gerdshagen, Brandenburg)

ca. 1741-1791

Carl Bogislaus (Bogislaw) von Usedom auf Kartzitz (ca. 1714-1791 Udars)

1791-1838

Karl Christoph Ernst von Usedom (1778 Kartzitz-1838 Kartzitz)

1838-ca. 1879

Graf Karl Georg Ludwig Guido von Usedom (1805 Hechingen-1884 San Remo)

ca. 1879- ca. 1900

Gräfin Hildegard Charlotte von Usedom (1852 Rom -1925 Wien)

ca. 1900-1906

Jacob Carl August Beug (1816 Barth-1906 Stralsund)

1906-ca. 1920

Carl August Beug (1854 Stralsund-1935 Stralsund) und seine Schwester Emma Beug (1852 Stralsund -1925 Stralsund)

ca. 1920-1926

Fritz Kroos

1926-1945

Karl Gustav Julius von Schultz auf Granskevitz (1880 Granskevitz-1946)

Cordula Schultz, Eutin, den 15.3.2020

Diesen Ort stellen wir im Buch »Gutshäuser und Schlösser auf Rügen«, Band 1, vor.


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